LA RAYNE

Making Love Work

Posted by on Mai 29, 2016

Ein junges Paar im Auto, auf den Gesichtern dieses leicht dümmliche Lächeln, dessen man sich im Zustande grosser Verliebtheit nicht erwehren kann. Schnitt. In der nächsten Szene sieht man das Auto von hinten, lustig rasseln die an der Stossstange befestigten Büchsen und dann – nichts mehr. Der Film ist zu Ende.

Seufzend klaubt sie die letzten Chips aus der Tüte und lenkt den Blick auf den Menschen an ihrer Seite. Der schon vor der Schlussszene eingeschlafen ist und jetzt  mit offenem Mund schnarcht. Wie schön wäre es doch, denkt sie seufzend, nochmals richtig verliebt zu sein. So wie damals, als ihre Hormone Achterbahn fuhren und sie sich vorstellen konnte, den Rest  ihres Lebens Bauchnabel an Bauchnabel mit ihm zu verbringen. Jetzt – Hand aufs Herz – reizt sie der Gedanke nicht mehr so sehr und ab und zieht sie gar getrennte Schlafzimmer in Betracht, denn: Wann haben sie eigentlich das letze Mal…?

Es ist nicht einfach, sich Liebe und Leidenschaft zu erhalten; der Alltag kann einem ganz schön einen Strich durch die Rechnung machen.

Ist es überhaupt möglich, die Liebe langfristig zu bewahren? Also – damit wir uns richtig verstehen – nicht bloss die Liebe zur bequemen Gewohnheit, sondern das erhabene Gefühl, dass man das Leben mit keinem anderen Menschen teilen möchte. Dass man sich auch nach Jahren noch sicher ist: der oder keiner. Dass es immer noch Momente gibt, wo das Herz einen kleinen Hüpfer macht.

Schon immer war die Liebe Gegenstand vielfältiger Betrachtungen in Literatur, Film und Musik, wo die schönsten Liebespaare allerdings fast ausnahmslos auf tragische Weise getrennt werden und sich in der Folge nicht mehr zu beweisen haben. Weder trotzende Kleinkinder noch falsch ausgedrückte Zahnpasta Tuben trüben ihr Glück, das zwar kurz war, aber dafür für immer perfekt bleiben wird. Unerreichbar perfekt.
Kann eine nicht unglückliche Liebesgeschichte glücklich enden? Oder passiert das nur im Märchen?

Es gibt natürlich ein paar Tricks, die Herausforderung zu umgehen.

„J’ai l’honneur de ne pas te demander ta main – Ich habe die Ehre, nicht um deine Hand anzuhalten“, sang George Brassens und versicherte seiner Angebeteten, sie würde nie seine Haushälterin, sonder immer seine Geliebte, seine ewige Verlobte sein. Und auch Frauen wissen um den Reiz der vom Alltag losgelösten Romanze, wie das damals skandalöse Buch „Salz auf unserer Haut“ von Benoîte Groult zeigte, wo das ungleiche Paar zusammen mit dem Alltag auch die gesellschaftlichen Schranken umging.

Aber sind ein paar leidenschaftliche Wochen pro Jahr tatsächlich besser als eine profane Paarbeziehung? Geht es auch ohne den Kick der ersten Verliebtheit oder wird, wenn sich der Hormonhaushalt wieder beruhigt hat und man sich anstelle der Liebesbriefe to do Listen schreibt, der Anfang vom Ende eingeläutet?

In den Siebzigerjahren ergab eine Studie an einer amerikanischen Universität eine einfache Formel für eine erfolgreiche Paarbeziehung. Auf den ersten Blick wirkt das nicht so romantisch – Wissenschaftler mal wieder! – aber auf den zweiten hat es was.
Die Frequenz von Sex minus die Frequenz von Streit = grösser als 0

So heisst die Zauberformel. Mit anderen Worten: Ganz ohne Streit geht es wohl nicht in einer Paarbeziehung, aber wenn wir trotzdem  – und vor allem öfters als zu streiten – noch Spass am gemeinsamen Sex haben, dann halten wir gute Karten in der Hand.
Im Grunde genommen ist das reine Chemie, genau wie auch der Zustand der ersten Verliebtheit. Ein Schäferstündchen und der damit einhergehende intensive Hautkontakt setzen Glückshormone frei, die uns zärtliche Verbundenheit fühlen lassen. Machen wir also das beste aus unserem Hormonhaushalt und nutzen ihn zu unseren Gunsten. Geben wir uns einen Schubs, auch wenn wir erschöpft sind von des Tages Mühe – unsere Hormone und mit ihnen unsere Partner werden es uns danken.
Making love ist etwas vom Schönsten.

Making love work ist schwierig.

Making love after work könnte unsere Rettung sein.

Renate Sturzenegger ist Lehrerin und talentierte Autorin. Schaut rein bei: https://schreibschaukel.wordpress.com/

Lyrics