Die „Ich AG“ auf leisen Sohlen
So ein klein bisschen faul war ich ja schon nach der Albumtaufe, vor allem in Bezug auf Social Media und Web. Hatte grosse Pläne, zeitgemäss verlinkt zu zwitschern und Selfies auf Instagram zu posten – das Handy griffbereit neben dem Bett, bei Facebook zerknittert auf „Likes“ zu warten… Doch nach der Versuchsphase mit meinem 11-Weeks-Blog stellte sich heraus, dass es mir mehr Spass macht zu leben als darüber zu berichten. Ich funktioniere schlecht als „Ich AG“, habe Mühe, mich zu promoten wie das Künstler ja tun sollten, die ihr Produkt an den Mann oder die Frau bringen möchten. Doch – und das lernte ich schon in der Primarschule auf schmerzliche Weise: Wer am Lautesten schreit, wird auch gehört. Trotzdem musste ich lernen, zu mir zu stehen, zu verstehen, dass ich halt nun mal LEISE bin. Dass ich eigentlich lieber im Hintergrund wirke, mich für Andere und Anderes einsetze. Es macht mir zwar Spass auf der Bühne zu stehen – und vor allem mit meinen unglaublich talentierten Mitmusikern Musik zu machen – aber im Grunde bin ich kein Bühnentiger, sondern eher die beobachtende Texterin, die abends bei einem Glas Wein nachdenkt und universelle Themen, die bewegen, in Worte und Musik fasst.
So einen beobachtenden Menschen durfte ich auch bei einem Interviewtermin mit dem „Blick“ kennen lernen (der Artikel wurde übrigens nie veröffentlicht, welch‘ Ironie!). Trotzdem war die Begegnung mit dem Fotografen Christian Lanz ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte: Christian macht Portraits, die so ganz anders sind, fern von Photoshop und anderen Effekten, nur mit Licht und Stimmung arbeitend. Er blickt einem durch seine Linse hindurch direkt in die Seele und schafft es, dieses Seelenbild, die Verletzlichkeit dieses Moments in ein Foto zu verpacken. Ich war von seiner Arbeit berührt und beeindruckt und hatte in seinem Studio in Zürich einen kleinen Aha-Moment: Dass „Leisetreter“ eben auch ihre Qualitäten haben. :=)
